Die Epiphaniaskirche

Zwischen Oktober 1961 und dem 9. Juni 1963 wird die Epiphaniaskirche nebst angrenzendem Jugendheim und Kindergarten auf dem 4.550 qm großen Grundstück zwischen Kärntner Straße, Pötterhoek und Dammeweg erbaut.

Im Einweihungsgottesdienst zeigt der spätere Präses Dr. Thimme den Sendungsbefehl Christi im Zusammenhang mit der soeben vorgenommenen Kirchweihe auf. Die Kirche habe sich dahin aufzumachen, wo Menschen seien, Kirchbauten müssten gerade auch an den Rändern von Städten und Siedlungen entstehen, um den Menschen das Kommen zu erleichtern.

1973/1974 wird das Gemeindezentrum vollendet durch den Bau von Pfarrhaus, Küsterhaus und Mitarbeiterwohnungen in Reihenhäusern am Dammeweg. Es entsteht ein Innenhof als freie Bewegungsfläche und Garten für die Kindertagesstätte.

Die Kirche

Durch die bronzenen Doppeltüren der Epiphaniaskirche betritt man keinen Längsbau als  Wege-Kirche, sondern eine Zentralkirche mit einem verschobenen Mittelpunkt. 400 Sitzplätze für die Gemeinde umfassen halbkreisförmig den deutlich von der Chorwand abgerückten Altar, die Kanzel und den Taufstein. Dieser Querraum erweitert sich optisch durch das Auffalten der Giebelwände zum Sechseck. Die oberhalb des Eingangs aus Sichtbeton errichtete und von 2 Stahlbetonpfeilern getragene Empore mit Platz für die Orgel bietet weitere 50 Sitzplätze.

Durch ein umlaufendes Lichtband mit hellgrau und graurosa Betonglasflächen und vier große senkrechte Lichtbänder an den Eckpunkten der Kirche gelangt diffusesTageslicht in den Innenraum. Vier hoch angebrachte Sternstrukturen lassen das umlaufende Lichtband zu einem edelsteinenverzierten Ring werden. Jede dieser Sternstrukturen (ein Kreis, ein Fünfeck, ein Sechseck und ein doppeltes Viereck) wird durch ein bestimmtes Rot der Betonglasfenster dominiert.

Das in Querrichtung verlaufende einfache Giebeldach mit einer Verschalung aus Red-Pine-Holz scheint über den 9 Meter hohen Mauern aus dunkelroten, besandeten Verblendsteinen fast zu schweben.

Der Fußboden der Kirche ist mit einem nordischen Quarzit (Sell -Royal) ausgelegt. Kanzel, Altar und Taufstein sind aus Eifel-Sediment-Tuffstein.

Im schlichten Innenraum der Epiphaniaskirche befindet sich nur wenig Schmuck. Das Altarkreuz aus Eisenbändern umfasst farbige Glasblöcke. Sechs große Kerzenständer aus diesem Material stehen hinter und neben dem Altar.

Die Orgel

Durch unermüdliche Spendensammlung gelingt es dem Kirchbauverein nach der Finanzierung der Glocken und der Inneneinrichtung der Kirche auch noch, der Gemeinde eine Orgel zu finanzieren. Am 6. Juni 1969 wird das sogenannte Positiv als Behelf nicht mehr benötigt und durch die von der Firma Gustav Steinmann in Vlotho gebaute Orgel ersetzt. Sie umfasst in einem 5-teiligen Gehäuse 19 Register auf Schleifladen mit mechanischer Spiel- und Registertraktur.

I. Manual Hauptwerk C-g'''<
1. Prinzipal 8'
2. Holzlflöte 8'
3. Oktave 4'
4. Gemshorn 4'
5. Waldflöte 2'
6. Mixtur IV-V 1 1/3'
7. Trompete 8'

II. Manual Schwellwerk C-g'''
1. Metallgedackt 8'
2. Rohrflöte 4'
3. Prinzipal 2'
4. Terzian II 1 3/5'+ 1 1/3'
5. Oktave 1'
6. Zimbel II 2/3'
7. Regal 8'
Tremulant regelbar

Pedal C-f'
1. Subbass 16'
2. Prinzipal 8'
3. Oktave 4'
4. Nachthorn 2'
5. Fagott 16'

Nebenregister
1. Manualkoppel II/I
4. Pedalkoppel I/P
5. Pedalkoppel II/P
Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch

Der Turm

Mit den Arbeiten am 34 Meter hohen Turm  beginnt man im August 1962. Um die spezielle Geometrie der Kirche nicht zu stören, kann er nicht direkt mit dem Bau verbunden werden, sondern wird weithin sichtbar an die Straßenkreuzung gerückt. Für den achteckigen Grundriss verbaut man 330 cbm Beton und 25 t Stahl. Als Gegenpol zur Kirche wiederholen sich hier die senkrechten Bänder in vier Eckpunkten, die dem inzwischen mit Wein berankten Turm eine filigrane Struktur verleihen.

Die Glocken

Am 18. Januar 1963 werden in Sinn (Dillkreis) in der Glockengießerei Rincker  unsere Glocken gegossen. In Anwesenheit einer kleinen Gruppe angereister Gemeindemitglieder entstehen statt der ursprünglich vorgesehenen drei mittelgroßen Glocken fünf leichtere, reicher klingende. Nur zehn Minuten dauerte es, bis aus 65 Zentnern Bronze das Geläut entsteht, dass am 29. Mai im festlichen Zug zur Kirche eingeholt wird. Der Kirchbauverein stiftet die Glocken.

Die Inschrift der größten Glocke (F'), der Eingangsspruch des Epiphaniasfestes (6. Januar), ist auch in der Urkunde zur Grundsteinlegung festgehalten.

Glocke F'
Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, dass wir durch ihn leben sollen. (1.Joh.4,9)

Glocke G'
Dienet dem Herrn mit Freuden; kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken. (Ps.100,2)

Glocke B'
Danket dem Herrn und predigt seinen Namen; verkündiget sein Tun unter den Völkern. (Ps. 105,1)

Glocke C''
Singet dem Herrn und lobet seinen Namen. (Ps. 96,2a)

Glocke D''
Betet an den Herrn und lobet seinen Namen. (Ps.29,2b)

Der Engel

Die Plastik aus Eichenholz ist ein Geschenk der Münsteraner Künstlerin Rika Unger. "Der Engel ist der Einzige, der bleibt, wenn alle anderen gehen. Und bevor überhaupt ein Mensch in die Kirche kommmt, ist er schon da."  Das sagt unser Organist Christian Richter Ende der 1970er Jahre.

Am Rand der Kirche steht "unser" Engel. Unaufdringlich, aber doch den Menschen zugewandt. Durch seine offenen Stellen und Lücken kann der Hintergund durchscheinen, manchmal auch ein Lichtstrahl.

Bei der Übergabe des Engels an die Gemeinde liest Rika Unger einen Text von Wilhelm Willms: "Welcher Engel wird uns sagen, dass das Leben weitergeht? Welcher Engel wird wohl kommen, der den Stein vom Grabe hebt? Wirst du für mich, werd ich für dich der Engel sein?"

Die Weihnachtshöhle

In der Terrakotta-Krippe, ebenfalls ein Werk von Rika Unger, liegt eine Tonscherbe mit dem Wort "Ich". Die Figuren der Weihnachtsgeschichte: Maria, Josef, die Hirten, die Könige, auch Judas, sind in die Innenwand der Höhle geschrieben. Der Boden, auf dem das Kind liegt, wird vom Engel gebildet. Von unten herauf leuchtet der Stern und das Kreuz mündet am oberen Rand in das Wort FRIEDEN.

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