Paulus mitten drin

Sonntag 25. April 2021 - Jubilate

Lieber Gemeinde

der Predigttext für den Sonntag Jubilate berichtet von Paulus Rede auf dem Areopag. Dieser Ort war das Zentrum für den Austausch von Wissen und Ideen in Athen. Und Athen war die Welthauptstadt der Philosophie. Paulus liefert eine geschliffene Rede und zugleich ein Glaubensbekenntnis. Und jeder Punkt darin lohnt eine ausführliche Besprechung.

Ich möchte auf drei andere Punkte hinweisen, die mir in der Schilderung des Lukas bemerkenswert erscheinen.

Paulus ist provokant. Er ärgert sich über Götterverehrung in Athen und gerät mit Philosophen aneinander. Als man dann wissen will, was er wirklich lehrt, geht er ins Zentrum. Mitten ins Leben und die dickste wissenschaftliche Diskussion seiner Zeit.

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Auf der Suche

Sonntag 18.04.2021 Misericordias Domini

Liebe Schwestern und Brüder,

das Logo unserer Gemeinde lädt zum Nachdenken ein. Es zeigt zwei einander zugewandte Menschen. Sie begegnen sich. Ob sie miteinander reden? Miteinander schweigen? Miteinander tanzen? Vielleicht fragen sie, wie es ihnen geht? Wie sie trotz Kontaktbeschränkungen zurechtkommen? Welche Sorgen sie tragen? Ob sie ihrem Beruf nachgehen können? Und ob das Homeoffice mehr Segen als Fluch ist? Welche Menschen sie lange schon nicht mehr gesehen haben und vermissen…? Vielleicht diskutieren sie auch und ringen darum einen Kompromiss zu finden. … Ob sie sich überhaupt kennen?

Was aber ist es, was sie miteinander verbindet? Was ist es, was sie in diesem Leben und in ihrem Inneren dazu bewegt, aufeinander zuzugehen?

Liebe Gemeinde,

auch der Prophet Ezechiel erzählt davon in der Bibel, wie und warum Menschen zueinander finden:

„Denn so spricht Gott der HERR: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war.“ (Ez 34, 11f.)

Die Zeit, von der hier die Rede ist, ist die nach der Belagerung Jerusalems und der Deportation der Bevölkerung nach Babylon. Es ist eine Zeit, in der die Heimat verloren ist und in der Menschen voneinander getrennt wurden: Familien, Freunde und Nachbarn, ein ganzes Volk. Wie kann es da nur weitergehen? Gibt es ein Wiedersehen? Wie ist das Geschehene zu verarbeiten? Sowohl bei denen, die nun weit der Heimat sind und bei denen, die noch fliehen konnten, und wiederum bei denen, die geblieben sind? Was verbindet sie über alle Grenzen hinweg und was motiviert sie, die Hoffnung nicht aufzugeben?

Gott.

Er will ihnen Hoffnung und Zuversicht geben. Durch seinen Propheten lässt er ihnen sagen, dass er nach ihnen sucht. Er ist bereits auf dem Weg, um sie alle aus der Ungewissheit, dem Vergessen und ihrem Kummer zu befreien. Wie ein Hirte macht er sich auf, um sie alle in seiner Nähe zu versammeln. Dafür begibt er sich in diese Welt und hier an die noch so entlegensten Orte: Er sucht sie im Exil, in anderen Länder und in der verwüsteten Heimat. Er findet Teile seiner Herde dort, wo die Trauer und der Verlust geliebter Menschen alles andere vergessen lassen. Gott findet sie auch an Orten, die sie in falscher Sicherheit wiegen. Und an solchen Plätzen, an denen ihre seelischen Wunden nicht heilen können. Dieser Hirte aber hält an ihnen fest. Gegenüber allen anderen vermeintlichen Hirten, Anführern, Königen und Herrschern, die das Volk in die Irre und schließlich in das Exil geführt haben, will dieser Hirte seine Schafe erretten: aus allen Lagen und bis er alle bei sich hat.

„Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten…“ (Ez 34,12)

Liebe Gemeinde,

Gott ist es. Er sorgt dafür, dass Menschen (wieder) zueinander finden, sich begegnen und neu kennenlernen. Er schafft eine Gemeinschaft über alle Grenzen und noch so entlegenen Orte hinweg. Eine Gemeinschaft, in der damals wie heute Menschen füreinander da sind. In der die Menschen damals und wir heute füreinander Hirten und Schafe zugleich sind:

Als Schafe sind wir die Menschen, die Gott zusammenbringt. Wir brauchen einen Gott, der uns untereinander stärkt. Der uns Menschen zur Seite stellt, die uns aufbauen, aber auch unser Glück und unsere Lebensfreude teilen. Wir brauchen diesen Gott, damit er uns in unserem Glauben, unserer Liebe und unserer Hoffnung füreinander erneuert.

Zugleich sind wir auch Hirten in den Momenten, in denen wir uns gegenseitig von diesem Gott und unserem Glauben erzählen. Wo wir ihn erfahren haben, aber auch wann wir uns nach ihm sehnen, ihn brauchen, an ihm zweifeln und er vielleicht nicht zu spüren ist. Wir sind Hirten, wenn wir dann füreinander Sorge tragen und aus christlicher Liebe handeln. Aber auch, wenn wir die Türen für Menschen mit besonderen Biographien öffnen und uns Zeit für Kinder und Jugendliche nehmen, die Orientierung und Verlässlichkeit suchen und brauchen. Auf diese Weise geben wir die Hoffnung, auf ein gemeinsames Leben nicht auf-, sondern weiter.

Liebe Schwerstern und Brüder,

das Logo unserer Gemeinde zeigt in der Tat ein Miteinander, das Gott schafft. Es zeigt eine Gemeinschaft, die aus Gottes Handeln und seiner Gegenwart lebt. Die aus Gottes unablässiger Suche nach uns, die Gewissheit und die Zuversicht schöpft, sowohl die schwierigen und herausfordernden Situationen als auch das Glück und die Freude zu teilen.

Amen.

Ihr Pfarrer Eike Herzig

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Von Regenbögen und Hoffnungsträgerinnen

Gedanken zum  Sonntag Judica 21.03.2021

Liebe Gemeinde,

es ist ein gutes Jahr her, dass immer mehr selbstgebastelte Regenbögen in den Fenstern zu entdecken waren. Es war eine große, deutschlandweite Aktion. Zu Beginn der Zeit von Heimunterricht und Homeoffice haben unzählige Kinder an dieser Aktion teilgenommen. Wer im Fenster einen solchen Regenbogen entdeckt hat, wusste: „Ah! Hier wohnt auch eine Familie mit Kindern. Auch hier wohnen Kinder, die sich wünschen, dass alles wieder normal wird.“ Nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern wussten in diesem Moment: „Wir sind nicht allein.“ Es war ein Zeichen der Hoffnung, der Solidarität und der Gemeinschaft, die mit den Farben des Regenbogens in den grauen Alltag hineingeschienen hat.

Mittlerweile sind die Regenbögen in den Fenstern etwas verblasst und scheinen nicht mehr so bunt. Es hat sich alles etwas umgekehrt. Mittlerweile, so könnte man meinen, stehen auch sie für einen Alltag, der langsam die Hoffnung auf ein baldiges, rasches Ende der Pandemie aufgegeben hat. Der hier und da auch etwas vergilbte Regenbogen im Fenster erinnert eher an die Vertröstungen und die eingezogene Ernüchterung. Fast scheint es so, dass mit dem Zeichen der Gemeinschaft und der Solidarität auch diese an etlichen Stellen verblasst ist.

Und doch können die Regenbögen auch gerade dafür stehen, dass wir alle diese Gemeinschaft bedürfen. Vor allem diejenigen, die ganz alleine sind in diesen Zeiten. Die mehr als sonst ein Zeichen der Solidarität brauchen, obwohl diese doch so risikobehaftet ist. An diese Menschen erinnert auch der Predigttext aus dem vergangenen Jahr. Im Hebräerbrief lesen wir Folgendes:

12Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. 13So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen. 14Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Liebe Gemeinde,

in aller Kürze und mit drastischen Worten erzählt der Hebräerbrief von Jesu Leidensweg. Er erinnert daran, dass Jesus sein Kreuz aus der Stadt heraus bis nach Golgatha tragen musste. Auf diesem Hügel vor den Toren Jerusalem starb er. Mit seinem Kreuz und seinem Blut hat er das Leid, den Schmerz, die Unsicherheiten und die Angst auf sich genommen. In ausgerechnet diesem leidenden Menschen kommt Gott zur Welt. In Jesus wird er ganz Mensch. Und in ihm kommt zu uns allen. Gott kommt in unserer Mitte, in unsere Gemeinschaft, aber auch in die Isolation und Einsamkeit. Gott ist bei den Verlassenen und Vergessenen. Wie Jesus sollen auch wir ihm dahin folgen.

Nur wie soll eine solche Nachfolge in unserer Zeit aussehen, in der der Kontakt ein so großes Risiko birgt, sich selbst und andere in Gefahr zu bringen? Zunächst erinnert uns der Hebräerbrief mit seinen Worten daran, wie wir bereits füreinander da sind. Er erinnert daran, in welch vielfältiger Weise das bisher geschehen ist: angefangen von kleinen Gottesdiensten mit Schutzkonzepten, Konfirmandenunterricht mit Distanz oder online, Kinder- und Jugendarbeit usw. Es gibt unzählige Formate. Zugleich gibt es doch auch so viele Menschen, die diese Angebote nicht kennen und nicht wahrnehmen können. Nur wie ließe sich der Kontakt zu ihnen gestalten, ohne sie und sich selbst zu gefährden? Vielleicht auf althergebrachte Weise? Mit Aushängen in den Schaukästen, auf denen ein Gebet und ein Tagessegen zu finden sind. Vielleicht sogar mit persönlichen Briefen und Karten? Mit Anrufen oder Giveaways vor der Kirche? Womit ließe sich wieder Farbe für einen kleinen Moment in den Alltag bringen? Wie können wir als Gemeinde die Farben der Regenbögen in den Fenstern wieder leuchten lassen? Wie können wir zum Regenbogen und Hoffnungsträgerinnen mit unseren Ideen für die einsamen Menschen werden?

 

Liebe Gemeinde,

die Worte des Hebräerbriefes lassen darüber nachdenken, wie es weitergehen kann. Sie stärken uns in der Kreativität, Gemeinschaft und Solidarität dort zu gestalten, wo sie aus dem Blick geraten ist und undenkbar scheint. So lassen diese Worte auch jetzt schon etwas von der Hoffnung aufkommen, die ein Wiedersehen nach den Kontaktbeschränkungen verheißt.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Ihr Pfarrer Eike Christian Herzig

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Sonntag Laetare

Gedanken zum Wochenspruch am Sonntag Laetare 14.03.2021

Liebe Gemeinde,  

leider kann aufgrund der steigenden Inzidenz unser erster gemeinsamer Gottesdienst nicht in dieser Woche stattfinden. Die Kirchenbänke bleiben verwaist und die Orgel stumm. Es bleibt die Begrüßung an der Tür ebenso aus, wie das Hören der biblischen Geschichten, der Gebete und die gemeinsamen Lieder. Die Kirche muss leer bleiben. Auch nebenan im Paul-Gerhardt-Haus ist es still. Als ich in den vergangenen Tagen die ersten Male dort war, konnte ich einen Eindruck gewinnen, wie das Gemeindeleben in den unterschiedlichsten Formen vor nicht allzu langer Zeit hier aussah. Und nun fehlen auch hier die Treffen, die Gespräche, das Singen, die Handarbeiten, das gemeinsame Essen, die Musik und das Lachen von Kindern.  

Ja, es ist viel, was gerade stillsteht und entbehrt werden muss. Da ist es alles andere als einfach, wenn Sie zudem noch von ihrem vertrauten und hier verwurzelten Pfarrer und Ihrer Pfarrerin Abschied nehmen müssen. Dieser Umstand allein braucht erst einmal Zeit. Zeit, um zu sehen, was war, was besonders ist und was da auf uns alle gemeinsam zukommt. 

Allzu gerne hätte ich unter normalen Bedingungen die Möglichkeiten genutzt und Sie hier näher kennengelernt. Ich hätte Sie gerne nach dem gefragt, was für Sie die Gemeinschaft in dieser Gemeinde so besonders macht, was Sie hierhergeführt hat und was Ihnen für die Zukunft wichtig ist. 

Da tut es gut, den Worten des Wochenspruchs etwas nachzusinnen und uns in den Worten wiederzufinden. Diese Worte Jesu aus dem Johannesevangelium sollen uns in den kommenden Tagen begleiten: 

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein, wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ (Joh 12,24) 

Liebe Gemeinde, 

etliche Menschen sind in Jerusalem zusammengekommen und wollen Jesus sehen. Voller Hoffnung suchen sie seine Nähe. Sie wollen ihn hören und mit ihm beten. Sie brauchen Orientierung, Gewissheit und Zuversicht für ihr Leben, für ihr Leben mit Gott. Doch Jesus spricht zunächst von einer eher düsteren Zukunft. Er redet davon, was nach dem Verrat, seinem Prozess und dem Martyrium kommt. Er richtet den Blick auf seinen Tod und damit auf das scheinbare Ende all dieser mitgebrachten Hoffnungen. Und doch nimmt er mehr in den Blick. Jesus bereitet sie darauf vor, dass sein Tod nicht das Ende ist; nicht seines und nicht das Ende ihrer Gemeinschaft. Auch wenn ihre Hoffnung zu scheitern droht, sie Abschiednehmen müssen, Vertrautes hinter sich zu lassen haben, angefeindet und sogar verfolgt werden, verheißt er ihnen ein neues Leben: in seiner Liebe. Seine Auferstehung und seine Liebe werden alles verändern. Und auch ihre Gemeinschaft wird sich wandeln. Doch sie wird aus seiner Liebe immer wieder aufblühen, neue Facetten und neue Gesichter erhalten. Seine Liebe wird sie trösten, stark machen, füreinander öffnen und in der Welt wachsen lassen. Es ist Seine Liebe, die ihnen auch unter widrigen Umständen Ideen und Perspektiven geben wird, ihre Räume in der Welt finden und sie auf ihre ganz eigene Weise „viel Frucht“ tragen lässt.

Die Worte des Wochenspruchs mögen auch uns in der Hoffnung für die kommende Zeit bestärken und uns bereits jetzt in das Licht von Ostern stellen. Sie sollen unsere Bilder und Erinnerungen daran wecken, wie die Kirche und unsere Räume mit Gesprächen, Gebeten, Lachen und Gelassenheit und mit der wunderbaren Musik erfüllt war – und wie sie das auch wieder sein wird! Diese Worte haben die Kraft, sich nicht von der Stille und Leere entmutigen zu lassen. Sie sichern uns vielmehr zu, dass die Kirche wieder mit Leben gefüllt sein wird, dass wir uns wieder begegnen. Darüber hinaus sichern sie auch zu, dass wir unsere Gemeinschaft noch einmal ganz neu entdecken werden. Im Vertrauen auf Christus und seine Liebe sind wir verbunden. Wir können und sollen zuversichtlich und mutig sein, unsere Gemeinschaft auch in Zukunft zu gestalten.

Lassen wir uns von diesem österlichen Mut für die Zukunft inspirieren. 

Ihr Pfarrer Eike Christian Herzig 

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